Syncro im Westerwald

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Michael_WW
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Syncro im Westerwald

Beitrag von Michael_WW »

Hallo zusammen!

Mittlerweile bin ich doch schon recht lange im Forum unterwegs, aber habe ich bis dato noch nicht geschafft mich ein bisschen vorzustellen. Daher möchte ich das jetzt mal nachholen.

Schon von frühen Kindheitstagen an habe ich eine gewisse Affinität zu Automobilen und insbesondere auch zu VW Bussen, wohl nicht zuletzt durch den ein oder anderen Spaziergang mit der Oma in den nahegelegenen Wald. Dort befand sich ein alter, ausgedienter VW Bus der dort seinem Schicksal überlassen wurde und der uns Kindern immer wieder mal als Spielplatz diente. Diese intensive Begegnung in der frühen Kindheit könnte man damit wohl als Schlüsselereignis bezeichnen.

Zwar waren später andere, sportlichere und schnellere Autos von größerem Interesse, aber das Interesse am VW Bus brach immer wieder durch. Als es dann mit 18 endlich soweit war dass ich die Straßen unsicher machen durfte, war der VW T3 Multivan als Sondermodell Last Limited Edition ein heiß begehrtes Fahrzeug welches aber für einen armen Auszubildenden in keinster weise erschwinglich war. Aber immerhin hatte ich aufgrund der Ausbildung zum KFZ-Mechaniker in einem VW Audi Autohaus immer wieder mal die Gelegenheit den VW T3 zu fahren. Schon da entstand der Wunsch irgendwann auch mal so ein Fahrzeug zu besitzen.

Viele Jahre gingen ins Land, aber der Wunsch mal einen VW Bus zu besitzen kam immer wieder durch. Als dann noch der beste Freund durch einen Zufall in den Besitz eines VW T3, welcher zum Wohnmobil ausgebaut war, kam war schnell der Wunsch nach einem eigenen VW Bus wieder geweckt. Schnell konkretisierten sich auch meine Vorstellungen was es für ein Fahrzeug werden sollte und welchen Zweck es erfüllen sollte. Ein VW T3 Fensterbus sollte es sein, in der Allradvariante syncro, den ich dann in Eigenregie zum Camper ausbauen wollte.

Nachdem ich dann 2009 einige Zeit mit der Suche nach einem geeigneten Bus verbracht habe, entdeckte ich einen gelben syncro Turbo Diesel mit Differentialsperren an der Vorder- und an der Hinterachse der es mir irgendwie schon auf den Bildern des Inserats angetan hatte. Nach einigen Telefonaten vereinbarte ich mit dem Verkäufer einen Besichtigungstermin und es ging für ein verlängertes Oktoberwochenende nach Kiel. Wahrscheinlich lag es auch nicht allein an dem gelben Bus, sondern auch am Standort in der Nähe der maritimen Ostseestadt, die schon lange zu einem jährlich wiederkehrenden Ausflugsziel geworden war.

Nach einem Spaziergang an der Kiellinie ging es dann zur Besichtigung des ehemaligen Postbusses. Man traf sich in einem kleinen Schleswig Holsteinischen Ort auf einem Bauernhof wo der Bus schon einige Zeit in idylicher Umgebung verbracht hatte. Auf den ersten Blick sah er fast genauso aus wie auf den Bildern des Inserats, doch bei näherem Hinsehen wurde schnell der ein oder andere nicht unbedingt erwartete Mangel sichtbar. Im besten Zustand war der syncro wahrlich nicht mehr, aber immerhin hatte er zu der Zeit auch schon 19 Jahre und gut 200.000 km auf dem Buckel die nicht spurlos an ihm vorbei gegangen waren.

Als Fernmeldefahrzeug der Deutschen Post wurde er sicher nicht gerade geschont, aber sicher immer gut gewartet. Danach gab es dann noch 2 weitere Besitzer die ihn sicher auch nicht immer geschont und gepflegt haben. Aber immerhin, trotz langer Standzeit, sprang der Motor gut an und verichtete ohne Murren seinen Dienst. Es folgte eine kleine Probefahrt auf dem Gelände des Bauernhofs ohne wirklich dramatische Auffälligkeiten. Die Vorderachse polterte beim Befahren von Kopfsteinpflaster, die Sperren funktionierten nicht, die Standheizung funktionierte nicht da die Zweitbatterie fehlte, aber er lief und die Grundfunktionen waren gegeben. Nach Aufzählen der Mängel wurde über den Preis verhandelt, der sich deutlich unter dem was ursprünglich mal aufgerufen wurde einpendelte. Trotzdem erbat ich mir aufgrund gemischter Gefühle Bedenkzeit, ich war hin und her gerissen, ahnte ich doch zumindest ansatzweise was auf mich zukommen würde wenn ich mich für den Bus entscheiden würde.

Am nächsten Tag war die Entscheidung gefallen, trotz der Bedenken war die Entscheidung für den Bus gefallen. Es folgte der Anruf beim Verkäufer mit anschliessendem Treffen und Abschluss des Kaufvertrages, Schlüssel- und Geldübergabe. Nachdem wir dann nochmal die Ostsee besucht haben ging es auf die 600 km lange Heimreise mit kurzem Abstecher nach Hamburg. Wie sich herausstellen sollte, eine sehr abenteuerliche Heimreise …

Nachdem also die Formalitäten geregelt waren ging es wieder auf den kleinen Bauernhof wo der VW Bus schon sehnsüchtig darauf wartete mal wieder auf große Fahrt zu gehen. Er wurde mit Kurzzeitkennzeichen versehen, einem kurzen Check unterzogen und dann ging es über schmale Landstraßen in Richtung Autobahn und gen Süden. Der erste Zwischenstop sollte Hamburg sein, wo der Bruder, dessen Wahlheimat die Hafenstadt an der Elbe ist, ausstieg und die Freundin aus dem Begleitfahrzeug umstieg.

Brav verrichtete der Bus seinen Dienst und folgte den „Anweisungen“ des Fahrers, doch auf halber Strecke nach Hamburg mischten sich plötzlich lauter werdende brummende, ratternde Geräusche in die Geräuschkulisse aus Motorgeräusch, Windgeräuschen und der Musik aus dem Radio. Irritiert versuchten wir zu ergründen wodurch diese Geräusche verursacht wurden, aber auch der Check beim Zwischenstop in der Hansestadt brachte kein Licht ins Dunkel. Trotzdem entschied ich mich die Heimreise fortzusetzen und hoffte den Bus gut nach Hause zu bringen und nicht auf irgendeinem Rastplatz stehen lassen zu müssen, um ihn dann ein paar Tage später mit einem Abschleppwagen einzusammeln. Aber ein flaues Gefühl in der Magengegend machte sich breit und die Anspannung stieg. Im Stadtverkehr und bei langsamer Fahrt war von den seltsamen Geräuschen nichts mehr zu hören, aber sobald es wieder auf die Autobahn ging und die Geschwindigkeit höher wurde waren sie wieder unüberhörbar. Bei einer Pause auf etwa der Hälfte des Weges versuchte ich noch mal zu ergründen woher die Geräusche kamen, aber es war so nicht heraus zu bekommen, klar war nur dass sie nichts mit dem Motor zu tun hatten. Immerhin, denn damit bestand die Chance dass der Bus den Heimweg schaffen könnte.

Auf den restlichen Kilometern versuchte ich so gut es ging den Wagen zu schonen und ihm nicht zu viel abzuverlangen und so reihte ich uns die meiste Zeit zwischen den LKW´s ein. Zwar wurden die Geräusche gefühlt immer lauter und wir haben Blut und Wasser geschwitzt, aber der Bus hielt durch und brachte uns gut nach Hause. Am nächsten Tag ging ich der Ursache dann in der Werkstatt auf den Grund und stellte fest dass der Allradantrieb des syncro nicht mehr funktionierte und dass die Geräusche aus dem Bereich des Vorderachsgetriebes ertönten. Das ließ nichts gutes erahnen und so wurde der Bus für´s erste auf Seite gestellt …

Nachdem der erste Schock verdaut war und einige Wochen ins Land gegangen waren machte ich mich daran der Ursache des nicht funktionierenden Allradantriebs und den Geräuschen weiter auf den Grund zu gehen. So wurde dann an einem kalten Dezembertag im Carport das Vorderachsgetriebe ausgebaut und anschließend geöffnet. Was ich dabei feststellen musste war nicht gerade das was ich erhofft hatte, aber brachte Licht ins Dunkel, die Getriebeeingangswelle des Vorachsgetriebes war abgeschert. Damit war die Ursache für den nicht mehr funktionierenden Allradantrieb und auch die Geräuschentwicklung auf dem Heimweg ergründet. Nicht gerade das was ich finden wollte, denn die Folge dieser Diagnose war dass ein anderes Vorderachgetriebe beschafft werden musste. Eine Investition die so nicht eingeplant war.

Da es zu diesem Zeitpunkt nicht mehr auf eine Hiobsbotschaft mehr oder weniger ankam machte ich mich daran den Bus genauestens unter die Lupe zu nehmen und weitere Mängel aufindig zu machen. Dafür wurde der Innenraum hinten von allen Einbauten und Verkleidungen befreit und sämtliche Scheiben ausgebaut. In dem ein oder anderen Scheibenrahmen waren wie erwartet Durchrostungen zu finden, die glücklicherweise kleiner ausfielen als gedacht.

Zwar war die Grundsubstanz des T3 ganz okay, aber mir war nach dieser gründlichen Befundung klar dass vor der Wiederinbetriebnahme deutlich mehr gemacht werden müsste als der Plan gewesen ist. Somit musste eine gut überlegte Entscheidung her wie es weiter gehen sollte, denn das eigentlich für das vorgesehene Budget für dieses Projekt würde bei einem notwendigen Wiederaufbau um ein Vielfaches überstiegen werden. Es blieben also zwei Möglichkeiten, entweder das Projekt sofort wieder beenden und aufgeben oder in den sauren Apfel beißen und mit viel Arbeits- und Geldeinsatz einen Neuaufbau wagen …

Letzten endes entschied ich mich für den Wiederaufbau der dann 4 Jahre in Anspruch nahm, viel Geld und Nerven gekostet hat, aber hergeben würde ich den Bus so schnell nicht mehr. Änderungen und Verbesserungen fallen mir ständig neue ein und somit wird es mit dem Syncro auf keinen Fall langweilig.

Viele Grüße
Michael
VW T3 syncro TDI PD, Ex Telekom, Camper
VW T5 Multivan "Cup" 4Motion TDI
Instagram @Michael_unterwegs
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